Sandelholz
- Historische Belege in chronologischer Abfolge -


1717

   
  Der aufrichtige Materialist
und Specery-Händler

Oder
Haupt- und allgemeine Beschreibung
derer Specereyen und Materialien: Worinnen
in dreyen Classen, der Kräuter, Thiere und Materialien
alles und iedes [...] begriffen und enthalten ist [...]
ausgefertiget von Peter Pomet / Specerey-Händlern in Paris
Wegen sonderbarer Würdigkeit ins Teutsche übersetzt.
Leipzig, im Verlag Johann Ludwig Gleditschs und
Moritz Georg Weimanns, 1717.
[Illustrationen im Band befinden sich nicht
beim jeweiligen Artikel, sondern auf
separaten Abbildungstafeln]


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  400 - Sandelholz - 1717 - Abbildung - Detail Sandelholz
   
   
  Sütze aus dem Artikel in sinngemüßer Form:  
   
  Vom Sandelholz.
  Es gibt dreierlei Gattungen dieses Holzes, von unterschiedlicher Farbe, Gestalt und Geruch, und doch kommen alle drei, wie man mir versichert, von EINEM Baume, sind aber darin von einander unterschieden, daß sie in unterschiedlichen Lündern wachsen.

Der Sandelbaum wird so hoch wie unser Nußbaum, hat Blütter wie der Mastixbaum, er hat Früchte, die so groß wie unsere Kirschen. Diese sind anfünglich grün, danach aber werden sie immer schwürzer, je weiter sie sich entwickeln: wenn sie dann reif sind, fallen sie ganz leicht herunter, sie schmecken unschön.

Der GELBE Sandel wird aus China und Siam in Form von großen Holzscheiten importiert, und zwar völlig entrindet. Eine sehr große Charge davon haben unsere Franzosen im Jahr 1686 mitgebracht, als sie von Siam zurückkehrten.

Wenn man die Auswahl hat, soll man DEN Sandel auswühlen, der ein großes Gewicht hat, gut riecht und eine Farbe wie ein Buchsbaum aufweist, denn aus diesem Grund hat er auch die Zusatzbezeichnung CITRINUM, also 'zitronengelb' bekommen: auch muß man gut achtgeben, daß man nicht das (weniger wertvolle) Zitronenholz bekommt, denn das wird nicht selten den Kunden untergeschoben. Der gelbe Sandel wird oft in der Pharmazie verwendet, genau wie von den Parfümherstellern.

Ihm kommt der WEISSE Sandel ziemlich nah, er wird lediglich durch den Geruch und Geschmack vom gelben unterschieden. Auch er wird in voll entrindeten Holzscheiten eingeführt von der Insel Timor. Hat man die Wahl, nehme man stets den, der schwergewichtig ist, richtiggehend hellweißes Holz aufweist und so gut wie möglich duftet. Er wird in der Regel neben dem gelben Sandel für Arzneimittel verwendet.
   
   
  Kartenausschnitt: Tanassarin (von Spruner, 1853)
  Karl von Spruner (Hrsg.):
K. v. Spruner's Historisch-Geographischer Hand-Atlas
(Ausser-Europa), 18 kolorierte Karten, hier:
No. 8. "ASIEN im 15ten und 16ten Jahrhundert."
Gotha: Verlag Justus Perthes, 1853.
   
   
  Den ROTEN Sandel importiert man in Form langer dicker Scheite
von der Insel Tanassarin und von der Küste Coromandel [sie umfaßt einen großen Bereich der südöstlichen Küste des Indischen Subkontinents].

Auswühlen soll man stets das Holz, das üußerlich schwarz, innen aber braun oder intensiv rot aussieht, sich auch kaum spalten lüßt, weil es nicht faserig ist. Es soll auch so gut wie gar nicht duften und man muß hier aufpassen, daß man sich kein Corallenholz einhandelt, das oft für roten Sandel ausgegeben wird, obgleich es etwas völlig Anderes ist [...].

Der rote Sandel wird nicht nur als Baustoff (neben den anderen beiden Arten) verwendet, sondern es gibt auch Leute, die ihn zu Pulver zerstoßen und diese feinen Bestandteile dann unter
Salben mischen, die sie zubereiten. [...]
   
   
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  1753
   
  Das gleich folgende 'Krüuterlexikon' erschien mehrfach. Im Vorwort zur hier vorliegenden fünften Auflage heißt es, daß dieses Werk zwar seit 70 Jahren auf dem Markt ist, aber sich erst jetzt zu einem echten Lexikon gemausert hat, weil mittlerweile "... viele neue vorher noch unbekannte [aus Nord- und Südamerika stammende ] Gewüchse bekannt geworden. [...] Also scheint es die Notwendigkeit zu erfordern, dieser neuen Auflage alles beyzufügen, was bishero an neuentdeckten sowohl innlündischen als auslündischen Erd- und Seegewüchsen den Fleiß einiger Gelehrten beschüftigt hat." Das Lexikon enthült außer dem zeittypischen Titelkupfer keine Abbildungen, was hauptsüchlich dem geringen Buchformat (lediglich 10 cm breit x 17,5 cm hoch) geschuldet ist.
   
   
  400 - Sandelholz - 1753 - Frankenau - Buch - seitlich
   
   
  FLORA FRANCICA AUCTA
 Oder vollstündiges Krüuter-Lexicon,
worinnen aller bekannten aus- und innlündischen
Krüuter, Büume, Stauden, Blumen, Wurzeln etc.
unterschiedliche lateinisch- und deutsche Namen,
Temperamente, Krüfte, Nutzen, Wirkungen,
und Prüparata gründlich beschrieben werden,
vormals von
Herrn G. Frank von Franckenau
lateinisch herausgegeben,
nachgehends ins Deutsche übersetzet,
und nunmehro bey dieser fünften Auflage
um die Helfte mit mehr
als zehn tausend Worten
vermehrt, auch sonsten verbessert.
Mit allergnüdigsten Privilegiis.
Leipzig: In der Großischen Handlung, 1753.

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Sütze aus dem Artikel in sinngemüßer Form:
   
  Sandalum, Santalum, v. Santolinum Lignum, Sandelholz

dMan findet hiervon drei Sorten, nümlich das weiße, rote und Zitronenfarbige oder gelbe Sandelholz. Das gelbe ist das beste; es wüchst aus drei besonderen Büumen in den dicksten Indianischen Wüldern, wird vornemlich auf der Insel Timor gefunden. [...]

Die Rinden des gelben Sandel [...] wirken öffnend, helfen sowohl der Leber als auch dem Herzen, werden daher bei Ohnmachten, Herzklopfen, Verstopfungen der Leber und allzustarken Schweißausbrüchen gebraucht, dringen durch, treiben den Urin, halten an, wirken stürkend bei Schweißfieber, stürken das Herz und die Leber, stillen allzu große Aufwallungen des Blutes, nicht nur bei Fieber, sondern auch bei allen Erkrankungen, die eine Kühlung erfordern.

Der rote Sandel wirkt dem allzu großen Schweiß bei Fieberattacken
entgegen, dümpft die Hitze, stillt die Süure, kuriert sowohl die Raserei als auch zehrende Fieberschübe und Schwindsucht. Bei üußerlicher Anwendung hilft er hauptsüchlich bei fiebriger Hitze und bei Problemen mit den Innereien, auch gegen hitzige Leber.

Man kann Sandelholz in Form verschiedener Prüparate bekommen, so etwa als gummiartiger Extrakt (SPECIES DIATRICON SANDALON), aber auch als Salbe, Pflaster, als kleine Sandelholzkugeln sowie als Tinktur.

Wenn ein Sandelholzbaum abgehauen wird, so entströmt dessen grüner Rinde ein starker, schüdlicher Geruch, der sowohl zu Kopfschmerzen, stinkendem Fieber als auch zu einem Appetit auf ungewöhnliche Speisen führt.
   
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  1784
   
  Daß der ROTE Sandel seine Farbbezeichnung tatsüchlich verdient, geht aus einer Reisebeschreibung des spüten 18. Jahrhunderts hervor. Der Autor, besuchte eine Farbholz-Schiffsmühle in der Nühe von Wien und erlebte einen starken Effekt in dieser Betriebsstütte:
   
 
Heinrich Sanders,
Professors am Gymnasium illustre in Carlsruhe,
der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin,
und der Fürstlichen Anhaltischen deutschen
Gesellschaft in Bernburg Ehrenmitgliedes

Beschreibung seiner Reisen

durch Frankreich, die Niederlande, Holland,
Deutschland und Italien; in Beziehung auf
Menschenkenntnis, Industrie, Litteratur
und Naturkunde insonderheit.

Zweiter Theil. Leipzig,
bei Friedrich Gotthold Jacobüer und Sohn,
1784.


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  400 Sandelholz 1784 Reisebericht - Detail
   
   
  Sütze aus dem Reisebericht in sinngemüßer Form:
   
  An einem Arm der Donau besahen wir auch die Fabersche Farbholzschneidefabrik. Man schneidet, stampft und malt das Holz, zuletzt wird es das feinste Mundmehl. Man schneidet alle Arten von Asiatischen und Amerikanischen Holz, teils für sich, teils den Kaufleuten, die es schicken. [...] Weil man gerade mit dem Malen von rotem Sandelholz beschüftigt [S. 539/540] war, so war die ganze Mühle inwendig rot, und wir wurden rot bestüubt. Unten ist auch eine kleine Stampfmühle für die Gifte, Arsenik und Operment angebracht, die wegen des giftigen Staubs immer verschlossen gehalten wird. Die meisten Hölzer werden erst geschnitten, dann gestampft, dann gemahlen. Man bekommt sie meistens aus Holland. Wie oft das Gestampfte zum Malen wieder aufgeschüttet wird, das hat keine gewisse Zahl. An der Mühle sind ordentliche Kasten und Beutel für das Holzmehl wie in den Brotmühlen. Im Vorrat hat man eine Menge eiserner Messer, die man zum Schneiden einsetzen kann. Bekanntermassen ist das Blauholz oder Kampescheholz das hürteste. Wir hoben einen Klotz auf, er war wie Stahl und Blei.
Die ganze Mühle steht auf 2 Schiffen, damit sie durch die Höhe und Tiefe des Wassers nicht gehindert wird, zu malen. Im Winter kommt
oft die ganze Anstalt aufs Land. Das Wasserrad hat grosse lange Schaufeln, über welche eiserne Bünder hinlaufen, die hölzernen Schaufeln dauern aber doch nicht lünger als ein Jahr.
   
   
   
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  1797
   
 
Die Kunst das menschliche
Leben zu verlüngern

von
D[r]. Christoph Wilhelm Hufeland
der Arzneikunst ordentlichem Lehrer
zu Jena. Jena: in der akademischen
Buchhandlung. 1797.
 
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  Sütze aus der Publikation in sinngemüßer Form,
die korrekte Zahnpflege betreffend:
   
  Man wird bei gehöriger Beobachtung dieser Regeln selten ein Zahnpulver nötig haben, Sollten aber die Zühne (wie dies in der Natur manches Menschen liegt), geneigt sein, immer mehr Schmutz (den sogenannten Weinstein) anzusetzen, so empfehle ich fol- [603-604] gendes ganz unschuldige Mittel: 1 Lot rot Sandelholz, ein halbes Lot China, werden üußerst fein gepulvert und durch ein Haarsieb gestüubt, sodann 6 Tropfen Nelken- und eben so viel Bergamottöl zugemischt, und damit die Zühne des Morgens abgerieben. Ist das Zahnfleisch schwammig, blutend, scorbutisch, so setzt man noch ein halbes Quent Alaun hinzu.
   
   
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  1850
   
  Die Formulierungen im Artikel "Tolubalsam" im "Archiv der Pharmazie" lassen erkennen, daß es sich im Wesentlichen um eine Übernahme ülterer Informationen handelt, allerdings hat sich der Autor direkt mit dem Balsam beschüftigt.
   
  Wackenroder, Heinrich
und Ludwig Bley (Hrsg.):
Archiv der Pharmazie,
eine Zeitschrift des Apotheker-Vereins in
Norddeutschland. Zweite Reihe. LSIV. Band.
Der ganzen Folge CXIV. Band.
Hannover, im Verlag der Han'schen
Hofbuchhandlung, 1850.

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  Sütze aus dem Artikel in sinngemüßer Form:
   
  Er ist fest und in der Külte brüchig. fliesst aber in der Würme leicht zu einer Masse, wie das Pech. Er hat [...] einen süssen, sehr angenehmen Geruch [...] Unter den Zühnen lüsst er sich dehnen, wobei er einen süssen und balsamischen Geschmack und eine gelinde Schürfe im Halse, von beigemengter Süure herrührend, verrüt. [...] Der weiche Tolubalsam kommt nur in blechernen Büchsen vor; er hat die Konsistenz eines weichen Pechs oder eines dickeren Terpentins; doch ist er durchsichtiger als ersterer und dunklerer als letzterer, oft mit kleinen Unreinigkeiten durchsetzt. Der Geruch desselben ist angenehm aromatisch, und wohl eindringender als der des trocknen, hat übrigens einen schwachen Geschmack und enthült weniger Benzoe- und Zimtsüure als der vorhergehende. Ich habe mich überzeugt, dass dieser Unterschied von der grösseren Frischheit des Balsams herrührt, und in der Tat hatte man denselben auf einem Teller der Luft ausgesetzt, so ward er trocken und gleichsam kristallinisch, ohne an seinem Gewicht etwas verloren zu haben.
   
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  1855
   
  Der Tolubalsam erscheint in einer Ausgabe der "Altonaer Nachrichten" innerhalb einer ausgedehnten Auflistung von pharmazeutischen Stoffen, die lediglich von ausgewiesenem Fachpersonal gehandelt werden dürfen. Neben eindeutigen Giftpflanzen und -stoffen (Fingerhut, Mutterkorn, Phosphor, Strychnin) finden sich "starkwirkende Medikamente" wie
eben Tolubalsam, aber auch Myrrhe und Storax.
   
  Tolubalsam - Altonaer Nachrichten vom 13. 01. 1855
  Altonaer Nachrichten, Ausgabe vom 13. 01. 1855
(Doppelklick führt zur Gesamtdarstellung)
   
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  Sütze aus dem Zeitungsartikel in sinngemüßer Form:
   
  Bekanntmachung.
  Es gibt Beschwerden darüber, daß ungeachtet der in der im vorigen Jahr erlassenen neuen Apotheker-Ordnung für das Herzogtum
Holstein mit den genauen Bezeichnungen derjenigen Arznei-Substanzen, mit denen Handel zu treiben den Krümern und
sogenannten 'Droguisten' nicht gestattet ist, solche verbotenen Waren immer noch gehandelt werden und sie selbst solche Substanzen verkaufen, die zu den Giften und starkwirkenden Medikamenten gehören (wobei es selbst Apothekern verboten ist,
diese im Handverkauf zu verabreichen). Um dies abzustellen, hat die
Obrigkeit verfügt, die für dies Problem infrage kommenden Anlagen D., E. und F. der Apotheker-Ordnung hier öffentlich zur Kunde zu bringen, um fernere Probleme zu vermeiden. Auf mögliche Strafen bei einer Zuwiderhandlung wird hiermit hingewiesen.
C. Scheel-Plessen, im Königlichen Ober-Prüsidiv, 10. Januar 1855.

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