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Kyphi – meine schamanische Reise ins alte Ägypten

Seit 20 Jahren tüftle ich bereits an einer Rezeptur des wohl begehrtesten und nie erreichten Kyphi-Rezepts, wie es die Hohepriester vor ca. 5000 Jahren in Ägypten zusammengestellt haben könnten. Aber wenn man etwas mit dem Kopf will, dann kann es ja nur schiefgehen.
Es waren durchaus brauchbare Räuchermischungen darunter, aber sie reichten mir alle nicht aus und vor allem reichten sie alle nicht an das Original heran.
Ich begab mich immer wieder auf die schamanische Reise nach Ägypten. Aber die Priester ließen mich einfach nicht zuschauen. „Komm wieder, wenn Du reif bist“, sagten sie mir und verschlossen die heiligen Hallen der Weisheit wieder direkt vor meiner Nase.

Ich konnte ihn doch bereits riechen und hörte seine Melodie. Aber es war zum Mäuse-melken… mir fehlte der Zugang zu Zutaten, die ich mir einfach nicht zusammenreimen konnte.

Also hieß es, WARTEN! Bis ich REIF geworden war.
Als Schamanin und mit zunehmendem Alter legt man an Vertrauen und Gelassenheit zum Glück zu. So kehrte ich, wie „jährlich grüßt das Murmeltier“ auch in diesem Jahr wieder per schamanische Reise in die Alchemisten-Küche der Hohepriester Ägyptens zurück. Zu meinem Erstaunen schloss sich diesmal die Tür HINTER mir und nicht wie all die Jahre zuvor, VOR mir.

Da stand ich nun – ehrfürchtig und dankbar bis in die Haarspitzen – und durfte mich als erstes einmal einer großen rituellen Reinigungszeremonie unterziehen. Die folgte dann täglich 4 Mal. Tagsüber musste ich mich 2-mal gründlich reinigen und nachts musste ich 2-mal das Gleiche tun. Ich erhielt Tempelgewänder aus Leinen und leichte Sandalen. Mein Haar wurde vollständig abrasiert – am ganzen Körper und ich erfuhr eine innerliche Reinigung über stark konzentrierte basische Kügelchen.
Nachdem alle Aufnahme-Zyklen durchlaufen waren, wurde ich zur Hohepriesterin ernannt und durfte zum ersten Mal in die geheimen, unterirdischen Gänge und Hallen eintreten, die den Hohepriestern vorbehalten waren.

Den genauen, strengen Ablauf der Anrufung der Götter, um Visionen zu erhalten, behalte ich für mich – wie es all die Priester vor mir auch schon taten.

Tägliche Rituale, wie das innere und äußere Reinigen, die Ausübung der religiösen Praktiken, aber vor allem das Lernen füllte meine Tage vollständig aus. Es war eine sehr spannende Erfahrung, sich um nichts Irdisches, Materielles kümmern zu müssen.

Einige von Euch kennen mich als äußerst gerade heraus. So teilte ich ohne Umschweife mein Anliegen mit, die Herstellung des Kyphi zu erlernen.

Was soll ich sagen? Ich hatte es mir irgendwie einfacher, romantischer vorgestellt. Plötzlich sah ich mich mit antiken Handelswegen konfrontiert, mit Piraterie, Intrigen und schon vor 5000 Jahren waren Ausbeutungen und Raubbau an Natur und Mensch an der Tagesordnung,… wenn sie doch einem höheren Zwecke dienlich waren.
Also im Grunde hat sich bis heute nicht wirklich viel verändert. Gier, Machthunger, Habsucht und Reichtum riefen auch damals schon die Neider auf den Plan, die auch vor den Rängen der Priester nicht halt machten.

So war das eigentliche Problem nicht, an die Rezeptur zu kommen, sondern eher, sie lebendig und in einem Stück in diese heutige Zeit zu bringen. Jeder Gelehrte hatte seine eigene Zusammensetzung – Raubkopien und Plagiate sozusagen. Dann fand ich schließlich einen alten Hohepriester, eingesperrt in einer kleinen Kammer am Ende eines unterirdischen Ganges, den ich zuvor noch nie entdeckt hatte. Er war blind, verfügte aber über Wissen, wie es selbst im alten Ägypten als gefährlich galt. Ich genoss sein Vertrauen und so begann er mich zu lehren, was Kyphi war, was es kann, wie es weiterverarbeitet werden konnte, wann und wie es entsteht und vieles mehr.

Er lehrte mich die Lichter und Zeichen des Himmels zu beobachten, um den richtigen Zeitpunkt des Mischens zu erwischen. Aber er mahnte mich auch vor Missbrauch meines Wissens.
Schlussendlich erhielt der alte Priester die Weisung über einen jahrzehntelangen Lernprozess, der im Dialog mit den überirdischen Mächten, bzw. Göttern, stattfand. Er nahm seine Aufgabe als Mittler zwischen den Welten sehr ernst und eröffnete mir den Zugang zu heiligen Zahlen, auf denen das gesamte Machtsystem der alten Ägypter aufgebaut war. Jeder Zahl wohnen magische Kräfte inne. Überhaupt waren Zauber und Magie sehr wichtige Themen zur damaligen Zeit. Alles, was sich berechnen ließ, war berechenbar – auch in übertragenem Sinne.
Jedes Bild, jeder Stein, jeder Winkel wurde akribisch berechnet. Und immer wieder tauchte der Zauber der Zahl 7 auf. Sie war die Summe aus 3 + 4 – was so viel bedeutete wie: sie war die Summe aus Fülle (3) und Vollendung (4). Fülle + Vollendung bedeutete im Umkehrschluss die Vereinigung von Geist und Materie = Heilung, Heilig, Heil-sein.

Dieses Wissen war ein ein kleiner Meilenstein in meinem Lernen. Aber halt nur ein kleiner. Bis ich lernte, das jedem Mineral, jeder Pflanze ebenfalls eine Zahl zugeordnet war… Zumindest war mir schon einmal klar, dass als Gesamtsumme eine 7 stehen sollte. So widmete ich mich dem Erfahren der Pflanzen, deren Zauber sich mit dem Menschen verbinden kann. Durch die alten Handelswege kamen (Räucher-)Stoffe und Mineralien ins Land, die zunächst eingeordnet und katalogisiert werden mussten.

Für mich war bis zu diesem Moment klar, dass ich die Anzahl der Inhaltsstoffe in seiner Ur-Eigenschaft so oft verdoppeln muss, bis endlich das Heil-sein herauskommt. Denn darum ging es beim Kyphi! Er war das EINE Mittel, was alles heilen konnte: das Geistige, wie auch die Materie. Und zwar nicht beschränkt auf eine einzige Person, sondern viel größer gedacht - auch Gott und Götter, ja, das ganze Universum. Naja, vielleicht nicht gleich sooo groß – gemeint ist hier der Mensch im kosmischen Dialog. Der Mensch im Einklang mit allem irdischen und allem Übergeordneten – ein Mensch, der sich nicht abtrennt, sondern dessen Anbindung zu allem EINS werden lässt.

Ich kann Dir nur eines sagen: kurz vor dem Verglühen meiner Synapsen kam dann doch noch die Erleuchtung. Ich lernte fleißig vom alten, blinden Priester, der mir mit übermenschlicher Geduld meine Billion Fragen beantwortete. Ich lehrte ihn das Hören der Melodie des Kyphi und stellte schließlich in den Alchemisten-Küchen einen Prototyp her, dessen „Klang“ so lieblich war, dass die neugierige, mich ständig überwachenden Priesterschar, verstummte.
Mächtig stolz präsentierte ich in einer goldenen Schale meine Eigenkreation und der alte Priester lachte. Ich war mir nicht sicher, ob es ein gutes Omen war, blieb aber überzeugt.
Er schickte mich fort, Dinge zu besorgen, die die Lebensenergiezahl 7 trugen. Es schien kein Ende zu nehmen. Irgendwann stand der so zerbrechlich wirkende alte Priester auf, nahm seinen Gehstock und rammte ihn immer wieder in das hölzerne Gefäß, in das ich all die Dinge hinein gestreut hatte, die er mir auftrug.
„Jetzt macht er es kaputt“, dachte ich bei mir, während ich die vielen Zahlen berechnete, die in den Trog gewandert waren. Und am Ende stand…. Na? Weißt du es schon?

Die 7 !!!

Sofort begann ich mit der Räuchermischung zu arbeiten. Ich fiel in eine Art Trance und dann sah ich es: die Verbundenheit mit Allem. Das Miteinander. Das EINS-sein und ich erfuhr den Zauber der Vereinigung. Ich spürte, dass das innere Begehren, der Ehrgeiz und die damit verbundene Rastlosigkeit Frieden fanden. In diesem Zustand verschmolzen Zeit und Raum zu einer unbeschreiblichen Schwerelosigkeit. Alle „Gesetzmäßigkeiten“ hoben sich auf. Ich war ein Teil von allem und alles war ein Teil von mir. Ich spürte grenzenlose Freiheit – und dann doch nicht! Jedes noch so kleinste Teilchen erfüllt eine wichtige Aufgabe, sonst funktioniert das große Ganze nicht, oder es wird an irgendeiner Stelle krank. Auch ich erfüllte eine wichtige Aufgabe in diesem kosmischen Uhrwerk.

Nun hatte ich diese heiß begehrte, nie erreichte Räucher-Rezeptur, all die Erkenntnisse und es war an der Zeit, in unsere Zeit zurückzukehren. Es gehören 7 x 7 (= 49) Zutaten in den Kyphi des alt-ägyptischen Priesters, plus EINS ;)
7 mal 7 = 49, jede Zutat trägt den Zahlwert 7 - also 49 mal 7 = 3 4 3 – die Quersumme ergibt die 10 – die Null streicht man weg, sie hatte im alten Ägypten keinen eigenen Wert. Aber die EINS hatte einen eigenen Wert und der bleibt am Ende für sich stehen. Die EINS bedeutete im antiken Ägypten „der allem innewohnende göttliche Geist – die aktive Essenz, die allem Leben Leben einhaucht“.
Kann mir noch jemand folgen? :)

Wir haben also 49 Räucherstoffe +1 (natürlich wieder mit dem Zahlwert 7). Und jetzt wird es langsam anspruchsvoll: Es kommt ganz hinten am Schluss die Zahl für das „Paradies“ heraus - die 8.
Und das trifft den Klang, den Duft und die Wirkung des Kyphi tatsächlich am allerbesten: die Mischung ist einfach paradiesisch, das Himmelreich, göttlich, vollkommen, heilig und sie bringt vollkommen heile Menschen (Teilchen) genau dort hin.

Nun ging es also ans zusammenmischen, der vom blinden Hohepriester aufgetragenen Zutaten.
Und da kamen die alten Handelswege ins Spiel. Es war spannend, was damals bereits alles nach Ägypten transportiert wurde! Und das alles zu Fuß, zu Kamel oder zu Esel. Und wieder sehen wir, wie viele Rädchen im Uhrwerk zusammen harmonieren müssen, um die aktive Essenz des göttlichen Geistes zu erzeugen.
Viele Räucherstoffe wurden aus Afrika zusammengetragen. Tatsächlich spielten aber auch Indien und Asien schon auf den Handelswegen eine tragende Rolle.
Und wie es bereits die alten Hohepriester taten, bewahre ich selbstverständlich das Geheimnis der Zusammensetzung für mich ;)

Nur so viel:
Weihrauch, Myrrhe, Mastix, Galbanum, und Styrax sind ja eigentlich schon jedem klar. Eine tragende Säule bilden Blumen und Blüten – die Ägypter liebten sie und schmückten ihre Gemächer und Tempel stets mit üppigem Blumenschmuck. Auch viele verschiedene Gewürze sind enthalten, denn sie waren allesamt gleichzeitig auch Heilmittel.

Der Kyphi selbst wurde als „Gewürz“ verwendet – z.B. zum würzen von Wein (wobei wir dieses Wein-artige, würzige Getränk + darin eingelegte Rosinen auch im Kyphi wiederfinden). Alles ist eben EINS!
Kyphi war auch Medizin – so wundert es nicht, dass sich in der Rezeptur viele Heilpflanzen finden. Als Medizin wurde er stundenlang ausgekocht. Der Sud wurde als Einreibung, Umschlag oder Leibwickel benutzt, oder wurde dem Badewasser zugegeben. Auch für rituelle Waschungen wurde er verwendet. Über das Wissen, wie genau man den Kyphi als Medizin anwendet, schwiegen jedoch die Priester.

Was am Kyphi den alchemistischen Aspekt ausmacht, sind etwa der exakte Zeitpunkt des Mischens, der Prozess des Stampfens und die Reifezeit (auch einzelner Zutaten, zu denen ich im Internet nicht eine einzige korrekte Angabe lesen konnte, wie z.B. die Zeit, wie lange die getrockneten Weintrauben im Wein-artigen Getränk eingelegt sein müssen!). Alchemistisches Können bestand auch darin, aus Dingen, die man bereits kannte, etwas zu erschaffen, was es nie zuvor gab. Alchemisten machen ja bekanntlich Gold aus Mist. Bei Kyphi gibt es eine Vielzahl Zutaten, die für sich alleine bereits betörend beim Räuchern duften. Aber sie zu vereinen und solange zu verarbeiten, bis daraus etwas vollkommen anderes entsteht, auch darin lag die Kunst der Hohepriester. Er wird zu keinem Zeitpunkt auf der Kohle unangenehm verbrannt riechen. Er bleibt, was er ist: Himmlisch!

Unterschiedliche Einzelzutaten benötigen eine besondere Herstellung/Behandlung + bis zu einem Jahr Reifezeit, bis sie der Räuchermischung zugefügt werden können. All dieses wirklich spezielle Wissen machte die ägyptischen Hohepriester zu Räuchermeistern, wie es ihresgleichen bis heute sucht.

Ich bin dankbar, dass ich Einlass finden und den alten Meistern über die Schulter schauen durfte. Ich habe viel mitgenommen, gelernt und schaue mit ganz anderen Augen in die Kunst des Mischens von Räucherwerk.
Meine Reise dauerte in dieser, unseren Zeitrechnung mehr als ein Jahr.
Meine Zeit in Ägypten, mit allen den erforderlichen Schritten, um in die hohe Kunst des Räuchermeisters eingeführt zu werden und zur Hohepriesterin ernannt zu werden, betrug 49+1 Jahre.

Die Reifezeit unseres Kyphi endete mit der partiellen Sonnenfinsternis am Tag des Neumondes kurz vor der Sommersonnenwende Anno 2021. Dieser besondere Tag gebiert die Chance auf epochale Veränderungen, Wachstum, Erweiterung des Blickwinkels, …

Nun zünde ich feierlich eine Räucherkohle an, lege sie in mein schönstes Räuchergefäß, warte geduldig, bis eine weiße Ascheschicht sie überzogen hat und dann lege ich den Kyphi auf.

Riechst und spürst Du seine 5000-jährige legendäre Wirkung schon?

Danke fürs Zu-Lesen und duftende, genussvolle Stunden, Tage, Wochen, …. ach, was ist schon Zeit und Raum? ….wünscht Dir

Stefanie Wagner von rauchtum

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